Da hat sich mein Hirn was ausgedacht! Sobald ein wichtiger Termin ansteht geht’s los. Manchmal ist es auch nichts Wichtiges sondern nur was Neues, Ungewohntes oder mehrere Termine am selben Tag (so ab 3 Terminen geht’s zur Sache).
Mein Hirn schaltet auch Fight and Run. Und natürlich wird’s schlimmer, je näher die Sache rückt. Es baut sich eine riesige Bugwelle auf, ein Tsunami der alles überrollt und mich manchmal paralysiert, völlig aufgelöst und voller Schmerz zurück läßt.
Es kann sich dabei um eine nette Verabredung mit Freunden handeln oder einen wichtigen Arzttermin oder den Start einer Reise oder, wie im Moment um den ersten Montag (8.9.) mit Arbeitsbelastungserprobung (ABE) nach über einem Jahr Krankschreibung.
Alles ist da möglich. Ich habe da keinen bewussten Anteil an der Auswahl.
Meist geht es 2 Wochen vorher los, aber auch plötzlich und heftig ist möglich. Oft schleicht sich anfangs ein Lidzucken ein. Nervig dieser Tick aber unproblematisch. Bei mir haben sich noch weitere Muskeln entschlossen, da mitzumachen. Am Schulterblatt und am Oberarm wird auch gezuckt, mit dem Unterschied, dass es dort zusätzlich schmerzt.
Dann kommt der Herzschlag aus dem Tackt. Herzrasen und Gestolper, ein Gefühl wie „my heart is missing a beat“!
Um so näher die Sache rückt, um so häufiger merke ich, dass sich meine Gedanken nur darum drehen, beim Fernsehen, Lesen, Autofahren, auf dem Klo, eben überall. Übelkeit kommt auch dazu, oft bis zum Erbrechen!
Ein irrer Stress, der den Tinnitus triggert und Gedankenchaos verzapft. Hautjucken, Handschwitzen, Pickel, Weinkrämpfe, kalte Füße, zitternde Hände, Hilflosigkeit und gnadenlose Erschöpfung führen zu etwas, was ich überhaupt nicht gebrauchen kann: mehr Schmerz!
Und dann kommt mir ein Arzt mit Entspannungsübungen! Na gut, er/sie hat ja Recht. In einem frühen Stadium, so beim Lidzucken kann das noch helfen. Eine beruhigte Atmung kann schon sehr nützlich sein.
2 geführte Meditationen haben sich als besonders segensreich bewährt. iPhone sei Dank habe ich sie immer dabei. Die Übungen „Gepäck ablegen“ und „Wohlfühlort“ bringens!
Das Phone ist eine gute Hilfe. Termine dort eintragen und zumindest das ständige Denken ans Terminverpassen ist raus aus meinem Hirn, ausgelagert, weg!
Was hilft noch? Der Kater! Katerkraulen relaxt ungemein. Reine Magie so ein Vieh! Schon die Betrachtung, wie er meine Nähe sucht, sich auf den Rücken packt, den Bauch hochreckt und sich’s bedingungslos gut gehen läßt, besänftigt mein Hirn. Diese Weichheit und Wärme sendet wohlige Wellen in meine zuckenden Muskelfasern. Er ist wie eine Rettungsleine, die mich ins Hier-und-Jetzt zurück bringt.
Das gehört zu den Ablenkungen, die nicht anstrengen, möglichst die Hände involvieren und zu entspannter Konzentration führen.
Das alles kann auch Solitärspielen leisten. Ich sortiere mit den Händen und mein Hirn wird nach und nach immer mehr auf das Spiel gelenkt. Es sortiert sich, ist aber nicht zu anstrengend, kein Geknobel und kaum frustrierend. Fast jede Partie ist ein Erfolg. Und so sieht man mich in Wartezimmern, Bahnhöfen, Krankenhäusern, zu Hause und eigentlich überall Solitär spielen. Um so mehr ich die Karten ordne, um so mehr ordnet sich mein Geist.
Sudoku geht auch, aber da darf es weder zu leicht noch zu schwierig sein. Sonst schlägt es ins Gegenteil um und macht alles viel schlimmer. Ich krampfe mich dann fest. Auch Kacke!
Handarbeiten haben manchmal auch diesen Solitär-Effekt. Kreuzstich oder Stricken. So mancher Schal und viele kreuzstichgestickte Glückwunschkarten haben ihren Ursprung in Panik. Hier kommt noch dazu, dass ich anderen mit den Ergebnissen eine Freude machen kann. Keine „nutzlos verschwendete“ Zeit, was ja nach meiner Erziehung der Erbsünde gleichkäme. Leider bekomme ich seit ca. 2 Jahren Gelenkschmerzen davon, darf es also nicht übertreiben.
Ach ja, und natürlich Twitter! Auch hier kommt alles zusammen, was mir dann gut tut. Vor allem habe ich durch Twitter eine Nähe zu Menschen/Fremden, ohne körperliche Nähe! Ich kann einfach in meinem geschützten Kokon bleiben, muss mich nicht dem „Draussen“ aussetzen und habe trotzdem Kontakt, mit meinem Geist. Ich tauche ein in den Strom der Gedanken, Gefühle und Katzenbilder, steuere etwas bei oder nicht und erhalte hier und da Zuspruch in Form einen Tweets oder Sterns. Das hilft nicht nur gegen Panik, das hilf bei mir auch gegen meine Depression!
DANKE an Euch alle, die Ihr twittert.